Erasmus+ Staff Training in Rouen Normandie

Christine Weil, Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Staff training week „Un campus francophone en action“,
Université de Rouen Normandie, 18.–22. März 2019

Das französische Kultusministerium veranstaltet jedes Jahr im März eine „Woche der Frankophonie“. Dies nahm die Université de Rouen Normandie zum zweiten Mal zum Anlass, eine staff training week zu diesem Thema zu organisieren, an der ich teilnehmen durfte. Der Schwerpunkt der Woche war Indien. Ja, Französisch wird in den indischen Universitäten mit Begeisterung gelehrt und studiert – die Sprache gilt dort als „schick“! Referenten aus verschiedenen Universitäten sprachen über „Identitäten und Politik im heutigen Indien“, „Frankophonie und Frankreichs Kulturdiplomatie“, „China, Indien, Afrika und das Kippen der Welt“, „Frankophonie bezogene Projekte an der Universität Rouen“, „Französischer Literaturunterricht an der Universität New Delhi“ und „Französischunterricht im vielsprachigen Kontext der Region Mumbai“.

Foto: Cornelia Lallemand „Unsere Gruppe vor der Abteikirche Saint-Ouen“

Eine Studentin aus Syrien und ein Student aus Russland, die an einem Programm für die Integration von Flüchtlingen teilnehmen, berichteten über ihre Erfahrungen mit dem Erwerb der Französischen Sprache. Am letzten Tag haben wir zusammen mit ca. 50 jungen Asylbewerbern aus Afrika den Film Bébé tigre von Cyprien Vidal (2015) angeschaut, der von einem unbegleiteten minderjährigen Flüchtling aus dem Punjab handelt, und darüber diskutiert.

Aber der Höhepunkt der Woche war die Begegnung mit der indisch-französischen Schriftstellerin Shumona Sinha, die seit fast 20 Jahren in Frankreich lebt und auf Französisch schreibt, und dessen Romane mehrmals ausgezeichnet wurden. U.a. erhielt sie für „Erschlagt die Armen!" zusammen mit ihrer Übersetzerin, Lena Müller, den mit insgesamt 35.000 Euro dotierten Internationalen Kulturpreis. Es hat mich berührt, wie sie erzählte, dass die Aneignung einer Fremdsprache und der Sprachwechsel von Bengali auf Französisch sie zu einer größeren Freiheit und kulturellen Emanzipation geführt haben.
Wir waren elf Teilnehmer_innen aus Deutschland, Georgien, Italien, Rumänien, Spanien und der Türkei, ungefähr zur Hälfte Akademiker und Verwaltungskräfte, und es war sehr anregend, sich mit ihnen auszutauschen. Das Gastgeberteam hat uns mit offenen Armen empfangen, uns die Stadt gezeigt und lokale Spezialitäten kosten lassen. In Rouen schlägt der Puls etwas ruhiger, die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit, und es war ein Vergnügen, durch die aus dem Mittelalter erhaltenen Straßen der Altstadt zu spazieren und einige der zahlreichen Museen (u.a. die Geburtshäuser von Gustave Flaubert und Pierre Corneille) zu besuchen.
Ich empfehle diese staff training week, die nächstes Jahr wieder stattfinden wird, allen, die sich für Frankreich und die frankophone Welt interessieren. Gute Französischkenntnisse sind Voraussetzung.